BEZEICHNUNG
coredumpctl - Abfragen und Verarbeiten gespeicherter Speicherauszüge und MetadatenÜBERSICHT
coredumpctl
[OPTIONEN…] {BEFEHL} [PID|PROG|BEF|TREFFER…]
BESCHREIBUNG
coredumpctl ist ein Werkzeug, das zur Abfrage und Verarbeitung von durch systemd-coredump(8) gespeicherten Speicherauszügen und Metadaten verwandt werden kann.BEFEHLE
Die folgenden Befehle werden verstanden: listListet im Journal eingesammelte
Speicherauszüge auf, die auf angegebene Charakteristika passen. Falls
kein Befehl angegeben ist, ist dies die implizierte Vorgabe.
Die Ausgabe soll menschenlesbar sein und enthält eine Tabelle mit den
folgenden Spalten:
TIME
Es ist gut zu wissen, dass verschiedene Beschränkungen für Daten,
die im Journal gespeichert werden und für Speicherauszüge, die
in /var/lib/systemd/coredump abgelegt sind, gelten. Lesen Sie den
Überblick in systemd-coredump(8). Daher ist es gut
möglich, dass ein bestimmter Speicherauszug noch im Journal
aufgeführt ist, obwohl die entsprechende Speicherauszugsdatei bereits
entfernt wurde.
info
Der Zeitstempel des Absturzes, wie vom Kernel
gemeldet.
PID
Die Kennzeichnung des abgestürzten
Prozesses.
UID, GID
Die Benutzer- und Gruppenkennzeichner des
abgestürzten Prozesses.
SIGNAL
Das Signal, das den Prozess zum Absturz
brachte, falls zutreffend.
COREFILE
Informationen, ob der Speicherauszug
gespeichert wurde und ob er noch zugreifbar ist: »none«
bedeutet, dass der Speicherauszug nicht gespeichert wurde, »-«
bedeutet, dass er nicht verfügbar war (weil der Prozess beispielsweise
nicht durch ein Signal beendet wurde), »present« bedeutet, dass
der aktuelle Benutzer auf den Speicherauszug zugreifen kann,
»journal« bedeutet, dass der Speicherauszug im
»journal« gespeichert wurde, »truncated« ist das
gleiche wie die vorherigen zwei, aber der Speicherauszug war zu groß
und wurde nicht als Ganzes gespeichert, »error« bedeutet, dass
auf die Speicherauszugsdatei nicht zugegriffen werden kann, wahrscheinlich
aufgrund nicht ausreichender Rechte und »missing« bedeutet, dass
der Speicherauszug in einer Datei gespeichert wurde, aber die Datei wurde
danach entfernt.
EXE
Der komplette Pfad zum Programm. Für
Backtraces von Skripten ist dies der Name des Interpreters.
Zeigt detaillierte Informationen über
den neusten Speicherauszug an, der auf die angegebenen Charakteristika passt
und im Journal gesammelt wurde.
dump
Extrahiert den neusten Speicherauszug, der auf
die angegebenen Charakteristika passt. Der Speicherauszug wird auf die
Standardausgabe geschrieben, außer eine Ausgabedatei wurde mit
--output= angegeben.
debug
Ruft einen Debugger auf den neusten
Speicherauszug auf, der auf die angegebenen Charakteristika passt.
Standardmäßig wird gdb(1) verwandt. Dies kann mittels der
Option --debugger= oder der Umgebungsvariable $SYSTEMD_DEBUGGER
geändert werden. Verwenden Sie die Option --debugger-arguments=,
um zusätzliche Befehlszeilenargumente an den Debugger zu
übergeben.
OPTIONEN
Die folgenden Optionen werden verstanden: -h, --helpZeigt einen kurzen Hilfetext an und beendet
das Programm.
--version
Zeigt eine kurze Versionszeichenkette an und
beendet das Programm.
--no-pager
Leitet die Ausgabe nicht an ein
Textanzeigeprogramm weiter.
--no-legend
Gibt die Legende nicht aus, d.h. die
Spaltenköpfe und die Fußzeile mit Hinweisen.
--json=MODUS
Zeigt die Ausgabe als JSON formatiert.
Erwartet entweder »short« (für die kürzest
mögliche Ausgabe ohne unnötigen Leerraum oder
Zeilenumbrüche), »pretty« (für eine
schönere Version der gleichen Ausgabe, mit Einzügen und
Zeilenumbrüchen) oder »off« (um die
standardmäßig aktivierte JSON-Ausgabe auszuschalten).
-1
Nur Informationen über den neusten
Speicherauszug anzeigen, statt alle bekannten Speicherauszüge
aufzulisten. Äquivalent zu --reverse -n 1.
-n ANZ
Höchstens die angegebene Anzahl von
Einträgen anzeigen. Der angegebene Parameter muss eine Ganzzahl
größer oder gleich 1 sein.
-S, --since
Gibt nur Einträge seit dem angegebenen
Datum aus.
-U, --until
Gibt nur Einträge bis zu dem
angegebenen Datum aus.
-r, --reverse
Invertiert die Ausgabe, so dass die neusten
Einträge zuerst dargestellt werden.
-F FELD, --field=FELD
Gibt alle möglichen Datenwerte aus, die
das angegebene Feld beim Abgleich von Speicherauszugseinträgen im
Journal akzeptiert.
-o DATEI, --output=DATEI
Schreibt den Speicherauszug nach
DATEI.
--debugger=DEBUGGER
Verwendet den angegebenen Debugger für
den Befehl debug. Falls nicht übergeben und
$SYSTEMD_DEBUGGER nicht gesetzt ist, dann wird gdb(1)
verwandt.
-A ARG, --debugger-arguments=ARG
Die angegebene ARG als
zusätzliche Befehlszeilenargumente an den Debugger übergeben.
Wenn ARG Leerraumzeichen enthält, müssen Sie geeignet
englische Anführungszeichen verwenden. (Siehe Beispiele.)
--file=GLOB
Akzeptiert einen Datei-Glob als Argument.
Falls angegeben, wird Coredumpctl auf den auf GLOB passenden
Journal-Dateien statt den vorgegebenen Laufzeit- und System-Journal-Pfaden
arbeiten. Kann mehrfach angegeben werden, dann werden Dateien geeignet
verschachtelt.
-D VERZ, --directory=VERZ
Verwendet die Journal-Datei im angegebenen
VERZ.
--root=WURZEL
Verwendet das Wurzelverzeichnis WURZEL
beim Suchen nach Speicherauszügen.
--image=Abbild
Akzeptiert einen Pfad zu einer
Plattenabbilddatei oder einem Blockgerätenamen. Falls angegeben, werden
alle Aktionen auf das Dateisystem in dem angegebenen Plattenabbild angewandt.
Diese Option ist ähnlich zu --root=, agiert aber auf
Dateisystemen, die in Plattenabbildern oder Blockgeräten gespeichert
sind. Das Plattenabbild sollte entweder nur ein Dateisystem oder eine Reihe
von Dateisystemen innerhalb einer GPT-Partitionstabelle enthalten, die der
Spezifikation für auffindbare Partitionen[1] folgt. Für
weitere Informationen über unterstützte Plattenabbilder, siehe
den Schalter von systemd-nspawn(1) mit dem gleichen Namen.
-q, --quiet
Unterdrückt informelle Meldungen
über fehlenden Zugriff auf Journaldateien und möglicherweise
gerade ablaufende Speicherauszüge.
--all
Schaut in alle verfügbaren
Journal-Dateien in /var/log/journal/ (ohne Journal-Namensräume), statt
nur in lokale Dateien.
ÜBEREINSTIMMUNG
Eine Übereinstimmung kann Folgendes sein: PIDProzesskennung des Prozesses, der den
Speicherauszug erzeugte. Eine Ganzzahl.
PROG
Name des Programms (passt auf
COREDUMP_COMM=). Darf keinen Schrägstrich enthalten.
BEF
Pfad zu dem Programm (passt auf
COREDUMP_EXE=). Muss mindestens einen Schrägstrich
enthalten.
TREFFER
Allgemeiner-Journalctl-Treffer-Filter, muss
ein Gleichheitszeichen (»=«) enthalten. Siehe
journalctl(1).
EXIT-STATUS
Im Erfolgsfall wird 0 zurückgeliefert; andernfalls wird ein von Null verschiedener Fehler-Code zurückgeliefert. Werden keine passenden Speicherauszüge gefunden, wird dies als Fehler betrachtet.UMGEBUNGSVARIABLEN
$SYSTEMD_DEBUGGERVerwendet den übergebenen Debugger
für den Befehl debug. Siehe die Option --debugger=.
BEISPIELE
Beispiel 1. Alle Speicherauszüge eines Programms auflisten$ coredumpctl list /lib64/firefox/firefox TIME PID UID GID SIG COREFILE EXE SIZE Tue … 8018 1000 1000 SIGSEGV missing /lib64/firefox/firefox - Wed … 251609 1000 1000 SIGTRAP missing /lib64/firefox/firefox - Fri … 552351 1000 1000 SIGSEGV present /lib64/firefox/firefox 28.7M
$ coredumpctl debug
$ coredumpctl debug --debugger-arguments="-batch -ex 'info all-registers'"
$ coredumpctl info 6654 PID: 6654 (bash) UID: 1000 (user) GID: 1000 (user) Signal: 11 (SEGV) Timestamp: Mon 2021-01-01 00:00:01 CET (20s ago) Command Line: bash -c $'kill -SEGV $$' Executable: /usr/bin/bash Control Group: /user.slice/user-1000.slice/… Unit: [email protected] User Unit: vte-spawn-….scope Slice: user-1000.slice Owner UID: 1000 (user) Boot ID: … Machine ID: … Hostname: … Storage: /var/lib/systemd/coredump/core.bash.1000.….zst (present) Size on Disk: 51.7K Message: Process 130414 (bash) of user 1000 dumped core. Stack trace of thread 130414: #0 0x00007f398142358b kill (libc.so.6 + 0x3d58b) #1 0x0000558c2c7fda09 kill_builtin (bash + 0xb1a09) #2 0x0000558c2c79dc59 execute_builtin.lto_priv.0 (bash + 0x51c59) #3 0x0000558c2c79709c execute_simple_command (bash + 0x4b09c) #4 0x0000558c2c798408 execute_command_internal (bash + 0x4c408) #5 0x0000558c2c7f6bdc parse_and_execute (bash + 0xaabdc) #6 0x0000558c2c85415c run_one_command.isra.0 (bash + 0x10815c) #7 0x0000558c2c77d040 main (bash + 0x31040) #8 0x00007f398140db75 __libc_start_main (libc.so.6 + 0x27b75) #9 0x0000558c2c77dd1e _start (bash + 0x31d1e)
$ coredumpctl -o bar.coredump dump /usr/bin/bar
SIEHE AUCH
systemd-coredump(8), coredump.conf(5), systemd-journald.service(8), gdb(1)ANMERKUNGEN
- 1.
- Spezifikation für auffindbare Partitionen
ÜBERSETZUNG
Die deutsche Übersetzung dieser Handbuchseite wurde von Helge Kreutzmann <[email protected]> erstellt. Diese Übersetzung ist Freie Dokumentation; lesen Sie die GNU General Public License Version 3 oder neuer bezüglich der Copyright-Bedingungen. Es wird KEINE HAFTUNG übernommen. Wenn Sie Fehler in der Übersetzung dieser Handbuchseite finden, schicken Sie bitte eine E-Mail an die Mailingliste der Übersetzersystemd 252 |